Wiedersehen in Stettin

Es war jetzt nur noch ein Katzensprung bis Stettin und die Strecke war auch sehr einfach. Keine 10 km trennten uns vom Ziel. Unterwegs versuchten wir uns an die einzelnen Wandertage zu erinnern. Das klappte erstaunlich gut. Fabio konnte sich zwar nicht immer an den Ort erinnern, aber was es als Abendessen gab, wusste er sehr gut.
Es hatte großen Spaß gemacht, die vergangen Jahre - es waren fast 5 - "nachzugehen". In einer Bäckerei setzten wir uns und nahmen ein kleines Frühstück. Die Verkäuferin konnte weder Englisch noch Deutsch und so ist es passiert, dass ich doch tatsächlich einen Kaffee im Einwegbecher bekam. Fabio ist sehr dankbar für dieses Beweisfoto und meinte, dass er mich nun jederzeit erpressen könnte. In Polen gibt es mit Einwegbechern ähnliche Probleme, wie in Deutschland und schon der Mülleimer vor der Bäckerei quoll über mit Einwegbechern. "Bäckerei becherfrei!" sollte es vielleicht auch auf polnisch geben 😉
Wir telefonierten noch kurz mit Bilgin, der am nächsten Tag seinen ersten Tag beim neuen Arbeitgeber hat und sich mit uns freute. Gute Nachrichten gab es auch von Miao und Heiner - ohne Probleme haben sie sich am Bahnhof in Stettin getroffen und sie wollten zuerst ins Hotel gehen und dann zu den Hakenterrassen kommen. Ich hatte etwas Angst, dass wir vor ihnen an den Hakenterrassen sein könnten und machte daher in Stettin noch eine kurze Pause. Als wir dann hörten, dass alle schon an den Hakenterrassen waren, gab es für uns natürlich kein Halten mehr. Mit schnellem Schritt ging es durch die Stadt und wir hatten keinen Blick für irgendwelche Sehenswürdigkeiten.
Schnell waren wir auf den Hakenterrassen und ein richtiges Begrüßungskommando winkte uns zu. Heiner, Monika, Alia und Miao trugen das passende T-Shirt zu unserer Wanderung und auf einem T-Shirt war noch ein Aufdruck "Ziel 14. Juli 2019". Wir waren überglücklich und machten natürlich ein paar Fotos.

Das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit ist in Polen verboten, aber wir ließen es uns nicht nehmen, mit einem Glas Sekt auf dieses erreichte Ziel anzustoßen. Ich hoffe, dass das nicht zu respektlos war, aber es blieb ja alles im kleinen Rahmen. 51 Wandertage und rund 1080 km waren geschafft. Erlebnisse und Eindrücke konnten wir sammeln und nun mit Freunden den Tag genießen.
Nun gönnten wir uns noch ein richtiges Schaschlik und im Anschluß unternahmen wir eine Hafenrundfahrt mit einem Schiff. Heiner und Monika hatten für uns alle ein Hotel gebucht und das war alles sehr luxuriös.

Am Abend gingen wir dann noch in das Restaurant "Columbus", denn der Bezug zu einem Entdecker gefiel mir gut.

Wir verbrachten noch gemeinsam ein paar Tag in Dziwnów an der polnischen Ostseeküste. Diese Zeit konnten wir wunderbar gemeinsam genießen und viel über die letzten Touren nachdenken und plaudern. Fast 5 Jahre waren wir unterwegs. In 10 Touren haben wir die Strecke unterteilt und an 51 Tagen sind wir gewandert. Über 1080 km haben uns die Füße getragen (20 km davon auf der Draisine).
Was bleibt am Ende? Es ist da ein wenig Stolz, denn am Anfang hatten die wenigsten wohl gedacht, dass wir das wirklich bis zum Ende durchziehen. Es ist da aber noch mehr eine tiefe Dankbarkeit, denn es muss auch alles passen. Wir hatten nie schlechte Erfahrungen unterwegs gemacht und waren unterwegs nie krank geworden. Unsere Gastgeber waren ausnahmslos nett und freundlich. Fabio konnte sich immer für die Tour motivieren, was in einem Alter zwischen 8 und 13 absolut nicht selbstverständlich ist. Die Mädels im Haus haben uns immer unterstützt und sich mit uns gefreut. Unsere Freunde waren irgendwie immer bei uns. Wir hatten viel Rückenwind.

Mein Rat an alle Väter: Macht auch so eine Tour mit euren Kindern und macht sie jetzt. Goethe sagte mal "Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen". Das verstehe ich jetzt - ich war bei meinem Kind ... und ich war auch bei mir.