... um das deutsche WM-Desaster zu erleben
Nach unserem Frühstück wollten wir zügig starten, denn am Nachmittag stand das WM-Spiel Deutschland - Südkorea auf dem Programm und unser Ziel - Beelitz - war doch rund 24 km entfernt. Wieder hatten wir tolles Wetter und so starteten wir freudig in den Tag. Zunächst ging es ein Stück bergauf. Fabio stellte mir ständig Fragen "Auf eine Skala von 1 bis 10". Das war teilweise etwas nervig, aber Fabio hatte Spaß.
Schnell waren wir aus Luckenwalde draußen. Es ging über Felder und durch ein paar Wälder. Die Dörfer auf der Strecke waren alle sehr klein, hatten aber ihren eigenen Charme.
Für Fabio waren einige Wildkirschbäume sehr interessant. Da blieben wir doch an einigen Bäumen hängen und naschten uns durch. Orte wie Gottsdorf waren mit ihrer Obermühle sehr nett und in den Wäldern gab es ein paar spektakuläre Raupen, wie die vom Wolfsmilchschwärmer. Es waren aber auch ein paar lange Ketten mit Prozessionsspinnern dabei.
Hinter Nettgendorf hatten wir dann aber doch ein richtiges Problem. Auf der zuvor festgelegten Rute konnten wir nicht weiter. Hinter dem Glieniksee begann ein eingezäunter Campingplatz und so gingen wir quer durch den Wald weiter. Dann standen wir vor einem Sumpfgebiet. Der Rand war wild bewachsen mit Brennnesseln und ich stellte die beliebte Frage, ob wir uns durch die Brennnesseln kämpfen sollten, oder lieber ein paar Kilometer zurück und dann über Dobbrikow gehen sollten.
Für Fabio war das die Wahl zwischen Pest on Cholera. Er entschied sich für "Pest" also den Weg durch Brennesseln und Sumpf. Fabio zog die lange Hose und eine Jacke an und machte sogar die Kapuze zu. So kämpften wir uns durch die Brennnesseln. Überraschend war dann aber der Sumpf. Der war vollkommen trocken, weil es in Brandenburg schon viele Wochen nicht mehr geregnet hatte.
Nun ging es ein Stück entlang der Straße und später am Ortsrand von Rieben vorbei. Langsam wurde Fabio müde. Hinter Rieben ging es durch lichte Wälder und Fabio hatte eigentlich nur einen Spaß. Er versuchte, mich mit kleinen Kiefernzapfen zu bewerfen. Der positive Effekt - er musste mit mir schritthalten, wenn er treffen wollte. So kamen wir trotz Müdigkeit voran.
Wir hatten ganz bewusst kein Mittagessen unterwegs und unsere Getränkevorräte waren auch längst leer. Schon war es da, dass etwa ab Kilometer 19 ganz viele Mirabellenbäume am Wegesrand standen.
Nun ging es noch durch Schöneberg und für Fabio war es beruhigend, dass dieser Ort schon zu Beelitz gehört. An der Nieplitz machten wir noch eine tolle Entdeckung. Dort gab es Sumpfschildkröten. Bald waren wir im schönen historischen Ortskern von Beelitz. Fabio hatte viel Durst und auch Hunger. Ich wollte auf das Tempo drücken, denn das Fußballspiel begann bald. In einer Bäckerei tranken wir dann doch noch etwas und aßen ein Stück Kuchen.
Unsere wunderschöne Pension erreichten wir schließlich auch noch und die sehr nette Gastgeberin zeigte uns direkt den Frühstücksraum, in dem ein größerer Fernseher für das Spiel stand. Außerdem gab es einen Kühlschrank mit Getränken.
Dass das Spiel so eine Tragödie wurde, konnten wir nicht ahnen, aber Sport ist Sport und Fabio trug es mit Fassung. So gingen wir später noch in die Stadt und besuchten ein bulgarisches Restaurant mit einem schönen Biergarten. Fabio nahm sich einen großen Grillteller und ich einen Topf mit Leber.
Am Abend machten wir es uns in unserem großen Zimmer bequem und Fabio durfte noch den Film "7 Leben" anschauen. Ich meine, dass ich eingeschlafen bin, aber Fabio hatte durchgehalten.