Von Apolda nach Bad Kösen

In unserem Gasthaus war unser Frühstückstisch schon eingedeckt und alles war für uns vorbereitet. Mit dem Frühstück ließen wir uns etwas Zeit, obwohl wir ja wieder eine schöne Strecke vor uns hatten. Am Vortag hatte meine Wanderapp das Ziel etwas falsch angegeben. Nun wollten wir nicht gleich über einen Kilometer zusätzlich gehen, bis wir an den ursprünglich geplanten Anfang gehen.
Also beschlossen wir, eine kleine Abkürzung zu nehmen. Die ging durch ein Gewerbegebiet, das aber schon recht verfallen war. Einige Häuser waren nur noch Ruinen und auch eingezäunt. So mußten wir quer über aufgeschütteten Bauschutt, bis wir wieder auf dem richtigen Weg waren.
Hier ging es nun entlang von Kleingärten. In den neuen Ländern gibt es auffallend viele solcher Gärten.
Unser Weg folgte nun wieder der Ilm und war weitgehend flach. In Wickerstedt besuchten wir noch eine Bäckerei. Zwar hatten wir keinen Hunger, aber für alle Fälle wollten wir etwas Proviant kaufen. Für Fabio war eine „Wursthuller“ verführerisch und exotisch zugleich. Den Begriff kannten wir beide nicht. Bei uns heißt das „Würstchen im Schlafrock“.
Sehr lange ging es aber nicht durch das nette Örtchen, denn wieder überquerten wir die verschiedenen Arme der Ilm und dann ging es weiter durch Flurstedt und Obertrebra.
Man merkt den Strukturwandel in der Region. Im Schnitt verlieren die Dörfer dort in jedem Jahr ein paar Einwohner. Ein schönes Bild dafür ist der Ort Niedertrebra. Dort gibt es ein Straße mit dem Namen „Neue Welt“ und direkt dahinter dann das Schild „Zu Verkaufen“. Die Gegend erinnerte mich ein wenig an die Nahe. Auch dort gibt es viele kleine Dörfer, die mit dem Strukturwandel zu kämpfen haben. Die Landschaft hat auch mit dieser einige Parallelen. So erinnern mit Ilm und Saale ein wenig an Glan und Nahe. In beiden Fällen gibt es ein wenig Weinbau und es gibt Kurstädte mit Gradierwerken.
Ein kleines Stück mußten wir nun entlang der Landstraße gehen, aber es gab um diese Zeit nicht viel Verkehr. Hinter Darnstedt ging es nun wieder auf einem schönen Fußweg entlang der Ilm. Hier standen auch noch sehr beeindruckende Sole-Bohrtürme und Bad Sulza war nicht mehr weit. Fabio war gut drauf und erzählte viel von seinen Mitschülern und was sie so an Unfug machten. Gedanklich fragte ich mich nur, „ob Fabio auch bei Beginn der Pubertät noch weitergehen will?“.
Bad Sulza war wieder ein sehr schöner Kurort. Man sieht den alten Glanz noch sehr gut, als der Kurbetrieb florierte (wie früher auch in Bad Kreuznach).
Weiter ging es durch das Thüringer Weintor und nachdem wir über fast 14km praktisch keine Steigung hatte, ging es nun bergauf zur Sonnenburg. Dort wollten wir eine kleine Pause machen, aber daraus wurde leider nichts. Das Gelände war eingezäunt und auch an einem so schönen Tag blieb das Lokal geschlossen. Fabio war natürlich nicht begeistert, zumal der Aufstieg recht steil war und wir uns nun noch weiter durch den Wald schlagen mußten. Hinter der Sonnenkuppe ging es dann über den Weinbergen weiter. Bei Unterneusulza dann wieder abwärts, um dann erneut eine leichte Steigung nach Stendorf zu nehmen. Das war alles keine große Steigung, aber bei Fabio war die Luft draußen. Hinter Saaleck war es sehr müde, lustlos und unmotiviert. Eigentlich wollte ich hinter Saaleck das attraktivere südliche Saaleufer wählen, um über die Burg Saaleck und der Rudelsburg weiter in Richtung Bad Kösen zu gehen. Ich hatte aber ein Einsehen mit Fabio und so gingen wir entlang der Landstraße über Lengefeld weiter nach Bad Kösen. Dieser Weg ging doch nur sehr schleppend und wir waren froh, als wir unser Ziel – die Pension Schmidt - erreichten.
Der Inhaber der Pension Schmidt gab uns noch ein paar Tipps für den Abend. So gingen wir in das Solebad Kösalina. Bei dieser Tour hatten wir den Fehler gemacht, einen viel zu schweren Rucksack zu packen. Entsprechend gut tat dann am Abend das Solebad. Die 3% Sole sorgten für ein sehr leichtes Gefühl im Wasser. Ich konnte Fabio mit einem ganz leichten Kontakt durch das Wasser ziehen.
Gut entspannt wollten wir dann noch eine Kleinigkeit essen. Unser Gastgeber hatte uns hier die Gaststätte „zur grünen Gurke“ empfohlen, die in einer Kleingartensiedlung steht. Leider hatte die Gaststätte ausgerechnet an diesem Abend früher geschlossen. So suchten wir nach einer Alternative. Ein Griechisches Restaurant war sehr gut besucht und sah einladend aus. Hier zeigte sich aber, dass mein Spruch „Wenn eine Gaststätte von vielen Einheimischen besucht wird, dann muss sie gut sein“ nicht immer stimmt. Viele Sachen waren vorgefertigt und es war uns doch zu fettig.
… und mir fehlte doch noch der Saale-Unstrut Wein, den ich auf einen anderen Tag verschieben musste.
Wieder hatten wir einen erlebnisreichen Tag geschafft. Unser Zimmer war sehr schön und einer guten Nacht stand nichts im Wege.