Wander durch Wolfsland
Der Start in den Tag war super. Fabio war gut gelaunt und ausgeschlafen. Unsere dreckigen Kleider waren einigermaßen sauber und wir genossen ein schönes Frühstück. Am Morgen hatte es noch geregnet, aber die Prognose für den Tag war prima und der Regen hörte auch vor unserem Start auf.
Wir redeten über dies und das. Das Mudehochwasser von 2002 konnten wir uns beim Überqueren des Flusses gar nicht vorstellen. Fabio fragte viele Dinge mit "Was wäre wenn". An diesem Tag beschäftigten ihn besonders Rechtsfragen. Die Strecke entlang des Muldestausees war sehr schön und wir kamen ganz gut voran. Wir telefonierten mit Alia und Miao und es war eine richtig schöne Tour bei idealem Wetter.
Dann ging es ein Stück weiter durch die Dübener Heide nach Burgkemnitz. Es gibt dort ein sehr schönes Schloss mit einem Park. Allerdings hat das Schloss leider einen erheblichen Renovierungsstau. Fabio versuchte mit mir gemeinsam Selfies zu machen. Richtig gut gelungen ist diese Übung aber nicht. Das Stück bis nach Zschornewitz ist sehr schön, obwohl es sich überwiegend um aufgeschüttete Halden handelt. Man sieht aber viele Greifvögel und auch Biber hinterlassen ihre Spuren.
Wir kamen an den Westteil von Zschornewitz. Der Ort lebte von der Braunkohle. Das Kraftwerk Zschornewitz war das erste Großkraftwerk Deutschlands und zu dieser Zeit auch das größte Braunkohlekraftwerk der Welt. Plötzlich stieß uns der Geruch von Essen in die Nase und nach 15 Kilometern kann man ja auch einen kleinen Hunger bekommen. In dem Sportlerheim aßen wir dann eine Kleinigkeit. Fabio gönnte sich ein Schnitzel mit Fritten und einer Himbeerfassbrause. Ich trank ein alkoholfreies Weizenbier und hatte eine Tomatensuppe. Das war eine gute Entscheidung, denn auf der verbleibenden Strecke gab es keine weitere Einkehrmöglichkeit und insgesamt sind uns auch praktisch keine Menschen mehr begegnet.
Ständige Begleiter waren jetzt Erdkröten, die auf dem Weg zu einem der zahlreichen Bergbauseen waren. Wir mussten ständig auf den Boden schauen, um nicht doch noch auf ein Tier zu treten. Für Fabio war das aber ein sehr schönes Erlebnis.
Nun kam das letzte Stück der Strecke, wo wir in der Oranienbaumer Heide unterwegs waren. Unser Ziel Oranienbaum war aber noch über 10 km entfernt. Das Gebiet ist ein hochinteressanter Naturraum mit sandigem Boden, Freiflächen und Birken und Nadelbäumen. Als ehemaliges militärisches Sperrgebiet wird es jetzt der Natur überlassen und bietet einen Lebensraum für zahlreiche Tiere. Ich habe bei der Vorbereitung zwar schon gelesen, dass es in dem Gebiet auch Wölfe gibt. Dennoch war ich erstaunt nachdem ein Experte bestätigen konnte, dass die fotografierte Spur von einem Wolf stammt.
Auch Fabio hat die Landschaft sehr gefallen, nur wurde er zusehens müder. Da war es für ihn nicht lustig, dass wir nach 25 km vor einem Zaun standen und einen größeren Umweg gehen mussten. Als wir dann in Oranienbaum ankamen war Fabio auch total fertig und wollte keinen Meter mehr gehen. Wir hatten eine Monteurswohnung gemietet und hätten sogar die Küche zum Kochen nutzen können. Das schied bei uns natürlich aus. Ich bin aber zur nahe gelegenen Tankstelle gelaufen und habe ein paar Getränke und Essen gekauft. Fabio durfte sich an dem Abend noch den Tatort aus Köln anschauen und dann haben wir auch direkt anschließend den Tag beendet.