"Heute wird es nicht so anstrengend" ... und anderes Geschwätz
Fabio konnte sich heute über eine relativ kurze Wanderstrecke freuen. So war zumindest die Angabe bei Outdooractive und eigentlich war auch so unser Plan. Es kam aber etwas anders. Wir starteten mit einem schönen Frühstück im Hotel. Dort waren wir zu dieser Uhrzeit alleine im Frühstücksraum. Wieder war das Wetter herrlich. Damit hatten wir hier riesiges Glück, denn in Illingen war es an dem Tag schon grau und regnerisch.
Zuerst ging es zum imposanten Schiffshebewerk Niederfinow. Eigentlich handelt es sich um zwei Anlagen, denn das neue, größere Schiffshebewerk wird nebendran gebaut. In dem Informationszentrum gab es gut aufbereitete Anschauungsobjekte, die die verschiedenen Aspekte der Binnenschifffahrt beleuchteten. Außerdem gab es kleine Heftchen im Pixie-Stil, die ich für Alia einpacken konnte. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Das Schiffshebewerk ist sehr interessant. Es geht über Serpentinen nach oben und von dort hat man einen tollen Ausblick über die Landschaft. Es ist schon eine besondere Ingenieurleistung, ein solches Bauwerk aufzustellen und große Schiffe so über eine solche Höhendifferenz zu bewegen. Wir waren noch recht lange dort, ehe wir mit unserer eigentlichen Wanderung begannen. An einem Kiosk kauften wir uns eine Flasche Wasser. Ich dachte ja, dass wir nicht viel mehr brauchen, da die Strecke nicht so lange war. Außerdem dachte ich, dass wir an einem normalen Laden vorbei gehen würden, wo es das Wasser dann auch günstiger gibt - dem war übrigens nicht so.
Es ging nun zunächst am Wasser entlang. Viele Vogelstimmen waren zu hören und überall waren Frösche. Der Finowkanal ist besonders alt und hat einen besonderen Charm. Schleusen wurden noch im Handbetrieb betätigt. Die ganze Landschaft liegt schon im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.
Hinter dem Ort Liepe ging es dann weg vom Finowkanal und wir waren erstaunt, wie sehr es jetzt bergauf und bergab ging. An einigen Stellen im Wald haben wir den eigentlichen Weg verloren und teilweise ging es doch sehr quer durch das Gebüsch. Es zeigte sich auch schnell eine gewisse Diskrepanz zwischen Schrittzähler und Wanderapp.
Das Wasser war schnell leer und Fabio hatte auch Hunger. Noch war er aber sehr geduldig und ganz gut gelaunt. Das änderte sich, als wir bei KM 13 (der Schrittzähler war schon bei KM 19) plötzlich vor großen Baumaschinen standen, die eine Pipeline verlegten. Für uns gab es dort kein Durchkommen. Die Bauarbeiter meinten, dass wir über den Ort Partsteinsee gehen müssten (ein Umweg von 10 km). Da war mit Fabio nun nicht mehr viel los.
Wir gingen nun zurück und an einer Stelle ging es dann quer über ein Feld, so dass unser Umweg noch überschaubar war. Bis Lunow zog sich der Weg aber noch und ohne Wasser war das auch wirklich mühsam.
In Lunow selbst wurde der Weg auch noch etwas länger, denn unsere Unterkunft lag nicht genau an der Stelle, die von der Wanderapp angezeigt wurde. Als wir es dann endlich geschafft hatten, war Fabio noch etwas eingeschüchtert von der Hündin unserer Gastgeberin. "Emma" - so heißt die ruhige Hündin - war auch eingeschüchtert von Fabio und hatte sichtbar Angst vor ihm. Nach ein paar vertrauensbildenden Maßnahmen wurden die beiden aber noch Freunde.
Unsere Gastgeberin war sehr nett. Wir bekamen gleich noch etwas zum Trinken und Christiane gab uns auch ein Stück selbstgebackenen Kuchen.
Nach einer kleinen Erholungsphase machten wir uns dann auf den Weg in den Ort. Es gab einen kleinen Laden, wo wir relativ viel Wasser und auch Proviant für den nächsten Tag einkauften. Fabio hatte sich auf der ganzen Wanderung Äpfel gewünscht und die gab es dann auch.
Dann ging es noch in ein Gasthaus. Das Gasthaus Quilitz hat den Charm der 70er Jahre. Ambiente ist dort unnötiger Schnickschnack, aber man fühlt sich in der ungezwungenen Atmosphäre automatisch wohl. Die Speisekarte ist klein und bodenständig. Die Fleischwaren kamen direkt aus der Metzgerei gegenüber. Die Metzgerei wiederum schlachtete und verarbeitete nur Tiere aus der unmittelbaren Umgebung. So gab es für Fabio einen Kartoffelsalat und Wurst vom Auerochsen. Ich bestellte eine Sülze mit Bratkartoffeln. Kein schönes Porzellan, kein schönes Besteck, keine Deko und keine Produkte aus der Tüte. Hier gab es einfaches Essen aus tollen Zutaten frisch auf den Teller. Fabio war mit der Welt versöhnt und wir verbrachten einen richtig netten Abend in Lunow. Wir sprachen noch mit einigen Besuchern der Gaststätte und auch das war hier im äußersten Osten Deutschlands interessant. So war ein Rentner doch sehr glücklich mit der Entwicklung im Osten. Ein anderer Gast sprach nur über seinen Ruhestand. Er zählte seine verbleibenden Arbeitstage (noch über zwei Jahre) so wie ein Sträfling seine verbleibenden Tage in Haft.
Zurück in der Wohnung gingen wir auch früh ins Bett. Leider trafen wir so auch nicht den Tierfilmer Stephan Schulz, der auch in dem Haus übernachtete. Der kam viel später, hat das Haus aber schon ganz, ganz früh verlassen.