Point Alpha - Vacha
Entlang am Grünen Band
Am 17. Juli 2016 starteten wir mit unserer insgesamt 5. Tour. Wir freuten uns schon auf eine zweite Besichtigung von Point Alpha, denn diese Gedenkstätte hatte uns schon am Ende der letzten Tour sehr gefesselt. Gemeinsam sind wir alle am frühen Morgen losgefahren und hatten ideale Bedingungen auf der Fahrt. Es gab praktisch keine Staus und so waren wir auch recht früh angekommen. An Point Alpha machten wir ein kleines Picknick mit mitgebrachten Broten, Wurst und Tomaten. Den "Weg der Hoffnung" gingen wir wieder ein kleines Stück und bewunderten die Skulpturen.
Dann besuchten wir gemeinsam die Gedenkstätte zum Point Alpha. Dabei geht es um die verschiedenen Aspekte der Grenze - heute der Naturraum "das Grüne Band" aber natürlich auch seine Gesichte als undurchdringliche Grenze und als strategisch wichtiger Ort (Fulda Gap) für einen Militärschlag. Nun wollten wir entlang dieser Grenze - entlang des Todesstreifens - gehen. In meiner Kindheit und Jugend war es unvorstellbar, dass ich das mal machen könnte, da für mich in dieser Zeit die deutsche Teilung einen endgültigen Charakter hatte.
Mir war aber auch nie so bewusst, wie brutal diese Teilung war, die die Infrastruktur, Wirtschaftsräume durchschnitten hat und Familien, Freunde und Gemeinschaften voneinander trennte. Für Fabio war das natürlich nicht so greifbar. Die Tatsache, dass hier aber früher Panzer und Soldaten waren, war für ihn faszinierend. Bei Point Alpha verabschiedeten wir uns dann von Miao und Alia und unsere Wanderung entlang des Kolonnenweges ging los. Dieser ging übrigens ständig bergauf und bergab und es ist auch nicht so leicht auf den Betonplatten mit den tiefen Löschern zu laufen. Die Landschaft ist aber sehr schön und es ist eine Erfolgsgeschichte, dass nach dem Kalten Krieg die ehemalige Grenze als durchgängiger Naturraum erkannt wurde und heute als "Grünes Band" geschützt wird. Die Idee, dieses Stück entlang der ehemaligen Deutsch-Deutschen Grenze zu gehen, habe ich übrigens dem Buch von Andreas Kieling (Ein deutscher Wandersommer - 1400 Kilometer durch unsere wilde Heimat) zu verdanken.
Fabio hatte leider noch eine Erkältung und nach der Fahrt fehlte ihm der Schwung. So war unser Wandertempo zunächst eher ein Bummeln. Es war auch sehr schwül aber von den Temperaturen durchaus angenehm. Fabio widmete sich außerdem sehr intensiv dem Schnitzen eines geeigneten Wanderstocks. Den hatte er dann übrigens auf der ganzen Wanderung dabei und hat den Urlaub überstanden (obwohl mehrfach vergessen und einmal auch "entsorgt").
Nach 6 Kilometern kamen wir dann durch das erste Örtchen auf der Strecke - Wenigentaft. Dieser ganz hübsche Ort lag bis zur deutschen Einheit komplett im Sperrgebiet. Tatsächlich hatte er aber noch ein wenig den Charakter eines Geisterdorfes, denn wir haben keinen Menschen in dem Dorf gesehen. Das ist Fabio auch gleich aufgefallen. Zumindest gab es aber Hühner und Enten und im Bächlein Taft gab es zahlreiche Forellen.
Nördlich von Wenigentaft ging es sogar noch durch eine Landzunge auf hessischem Gebiet. Das war uns bei der Wanderung nicht bewusst. Wäre mal interessant gewesen, das vor 1989 zu sehen. Hier gab es nur ein paar Wiesen für die es dann etwa 4 km Grenzbefestigung gab.
Eigentlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mit Fabio in Vacha noch ins Freibad zu gehen. Fabio fehlte an dem Tag irgendwie der richtige Wanderschwung und so waren wir schon recht spät dran. Wir beschlossen daher etwas von unserer ursprünglich geplanten Route abzuweichen und durch Pferdsdorf zu gehen (statt westlich entlang der Ulster). Wir hofften, dass wir dort ein Café finden und neue Energie tanken könnten. Da haben wir aber nichts gefunden. Stattdessen wurde es immer dunkler und dunkler. Kurz vor Räsa gab es dann einen Wolkenbruch und innerhalb von einer ganz kurzen Zeit waren wir klatschnass. Wir flüchteten noch schnell zu einem Hauseingang und warteten den Starkregen ab. Dort bemerkte ich dann, dass wir eine ganze Weile nicht auf dem richtigen Weg gelaufen sind - Die Navigation mit dem Smartphone hat so seine Schwächen bei Starkregen. Zum Glück ließ der Regen aber bald schon nach und wir konnten völlig durchnässt zurück zu unserem Wanderweg gehen.
An der ersten halbwegs überdachten Station wechselten wir einige Kleider und so ging es auf den Rest der Strecke. Es war schon recht spät und wir hatten noch ein paar Kilometer bis Vacha. Nach dem Regen dampfte die Landschaft und auch der nahegelegene Kaliberg war umhüllt von Dunst.
Das letzte Stück unserer Wanderung ging über den Rödersberg nach Vacha. Der Rödersberg ist relativ flach und besteht aus Wiesen und Feldern. Der Weg war nach dem Regen auch noch gut abgetrocknet. Schließlich kamen wir noch gut durchnässt in Vacha an. Unsere Unterkunft war das Gasthaus Zum Öchsetal. Wir hatten ein großes Zimmer mit Doppelbett. Nach einer warmen Dusche gönnten wir uns noch ein leckeres Abendessen und plauderten mit unserer Gastgeberin. Den Rest des Abends spielten wir noch Kniffel und Fabio durfte noch ein wenig Fernsehen (Zurück in die Zukunft).