Eisenach - Mechterstädt
So richtig große Freude zum Aufstehen hatte Fabio an dem Morgen nicht, da es für ihn doch schon etwas später in Eisenach wurde. Wir könnten uns in der Jugendherberge noch ein gutes Frühstück und beschlossen, erst die Wartburg zu besichtigen. Da wir ja am Vortag den Aufstieg zur Wartburg schon geschafft hatten, wollten wir diesmal den Weg fahren. Also stellten wir uns in die Wartburgallee, deren einziges Ziel die Wartburg ist, um uns als Anhalter zu versuchen. Tatsächlich klappte das auch schnell und eine nette Mitarbeiterin der Wartburg ließ uns einsteigen. So kamen wir bequem zur Burg und konnten bei herrlichem Wetter die Burg besichtigen.
Wir kauften nicht für die gesamte Burg eine Eintrittskarte, da unsere Zeit etwas zu knapp war. Es war aber doch sehr beeindruckend sowohl was die historische Bedeutung, aber auch die Schönheit und Lage der Burg betrifft.
Von der Wartburg gingen wir dann weiter nach Eisenach. Eisenach hat uns als Stadt auch sehr gut gefallen. In Eisenach kauften wir dann noch einen Kühlstick gegen Mückenstiche, denn wir beide waren gut zerstochen (was aber noch gesteigert wurde) und dann am Bahnhof noch ein paar Flaschen (überteuertes) Wasser.
Hinter dem Bahnhof war die Wanderung nicht sehr attraktiv. Hier gab es ein paar Gewerbebetriebe (der verschiedenen Arten), aber schon bald wurde der Weg attraktiver und verlief entlang des Bächleins Hörsel. Das Wetter war klasse. Für einen Weg ohne Schatten war es natürlich etwas zu heiß. Fabio war anfangs nicht so richtig gut gelaunt, aber bald hatte sich das gedreht und wir hatten wirklich tolle Gespräche. Fabio ist an vielen Dingen interessiert und gerade das Thema Rom war auf diesem Weg ein Topthema. Wir hatten auch die Idee, mal eine Wanderung auf den Spuren der Varus-Schlacht zu machen und dieses Angebot wird Fabio sicher nicht vergessen.
Unsere Wanderung hier war relativ flach und ging entlang der Bahnlinie. Es war schon relativ heiß und wir beschlossen in Wutha eine Mittagspause zu machen. Also verließen wir unsere geplante Route und suchten ein Geschäft. Unterwegs sagte ein Mann, dass es in der Nähe einen REWE gäbe. Das war aber nur ein Getränkemarkt – der eigentliche REWE-Markt wurde kürzlich abgerissen.
Also ging unsere Suche weiter. Schließlich landeten wir in einer Bäckerei und das war auch ganz OK. Nun begann der Aufstieg auf die Hörselberge. Die Pfade waren sehr gut mit Stufen ausgebaut und nach dem Aufstieg gab es eine tolle Aussicht. Nun ging es weitgehend entlang der Bergkante und so hatten wir oft eine ganz tolle Aussicht und die Wanderung wurde nie langweilig.
Beeindruckt waren wir von einem Rad- und einem Motorradfahrer, die auf dem Weg fuhren. Ein kleiner Ausrutscher und es gibt den Absturz. Schon interessant, welche Risiken einige Menschen eingehen …
Zum Wandern ist die Strecke aber herrlich und ungefährlich. In der Nähe des Großen Hörselberges gab es einige sagenumwobene Höhlen. Die haben wir aber mit Rücksicht auf die Fledermäuse nicht besucht. Übrigens gelten die Hörselberge auch als Ursprung des Märchens „Frau Holle“.
Nun war es auch nicht mehr weit zum Großen Hörselberg. Hier gibt es mit dem Hörselberghaus auch ein Gasthaus mit tollem Ausblick. Wir hätten uns dort auch gerne ein kühles Getränk gegönnt, aber leider hat das Haus Montags und Dienstags Ruhetag.
Nun ging es schnell bergab. Wir streiften einen kleinen Ort mit dem Namen Hastrungsfeld und überquerten bald die E40. Die Landschaft hier ist ganz anders, als auf den Hörselbergen. Hier dominieren nun Felder und anders als bei uns im Saarland, sind die Strukturen riesig. So eine ehemalige LPG ist heute natürlich ein effizienter und großer Betrieb, der große Flächen bewirtschaftet.
Kurz vor der Autobahn wurden wir noch von einem netten Radfahrer angesprochen, der in uns Pilgerreisende vermutet. Wir sagten ihm aber, dass Pilger über den Ökumenischen Pilgerweg in die andere Richtung gehen würden. Unser Projekt hatte ihn aber noch mehr beeindruckt und er wollte von Fabio wissen, wie ihm die Wanderung gefällt. Fabio war jetzt aber müde und auf Gespräche mit fremden Leuten hatte er offensichtlich keine Lust. So kam ein lustloses und zaghaftes „gut“. Nun war der Mann erstaunt und fragte, ob mein Sohn Deutsch sprechen könne. Fabio hatte in den paar Tagen eine schöne dunkle Farbe bekommen, wogegen ich von weiß nur nach rot wechseln kann. Dass Fabio aber eine chinesische Mutter hat und neben Deutsch als Muttersprache auch ganz akzeptabel Chinesisch kann, war dann noch beeindruckender.
Der Mann fragte noch, wo wir in Mechterstädt übernachten und sagte noch, dass er an den Unterkünften für den Bodelschwingh-Hof Mechterstädt gearbeitet hatte. Das ist eine Behinderteneinrichtung und größter Arbeitgeber in Mechterstädt.
Jetzt waren es zwar nur noch 3,5 km, aber das zog sich dann doch noch. In Burla saßen wir noch länger im Schatten, bis wir uns für den Rest des Weges aufrappelten.
Schließlich erreichten wir unsere Unterkunft – das Gasthaus zum Stern in Mechterstädt. Nach einer Dusche verbrachten wir den Sommerabend draußen vor dem Gasthaus bei einem leckeren Essen. Es war interessant, den anderen Besuchern zu lauschen. Die beklagten sich über die Politik, um dann aber irgendwann festzustellen, dass es ihnen persönlich doch sehr gut geht und dass viele Dinge sehr gut gelaufen sind. So könnte eigentlich auch ein Thekengespräch im Saarland laufen.