Mit der Draisine von Lauterecken nach Staudernheim
Nach unserer Tour im Herbst 2015 war es für Fabio auch noch nach den Weihnachtsferien "cool" mit seinem Papa eine solche Wandertour zu machen und so planten wir weiter und beschlossen am 29. März (in den Osterferien) die Tour fortzusetzen.
Allerdings hatten wir als Besonderheit für das erste Stück doch tatsächlich ein anderes Verkehrsmittel ausgesucht – die Draisine. Direkt am Bahnhof Lauterecken – dem Ziel unserer ersten Etappe – konnte man Fahrraddraisinen ausleihen. Die Draisinenstrecke führt von Altenglan nach Staudernheim.
Dabei fahren die Draisinen an einem Tag in Richtung Norden und an dem nächsten Tag nach Süden (daher auch unser Start erst am Sonntag). Neben den beiden Endpunkten der Strecke gibt es in Lauterecken eine Verleihstation.
Miao und Alia wollten uns mit dem Auto nach Lauterecken fahren und uns dann ein Stück auf der Draisine zu begleiten.
Das Wetter in dieser Woche war sehr schlecht, aber jeder kennt ja den Spruch „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“.
An der Draisinenstation wollte man uns dann auch nicht glauben, dass wir wirklich fahren wollen und bot uns an, dass wir auch jetzt noch absagen, bzw. die Tour auf einen anderen Tag verschieben könnten.
Als wir erklärten, dass wir wirklich heute fahren wollen, haben wir noch schnell die nassen Sitze abgewischt und wollten starten. Der Betreuer der Verleihstation meinte dann, dass wir die einzige Draisine auf der Strecke sein werden, da alle anderen abgesagt hätten. Für unsere Tapferkeit bekamen wir dann noch einen Einweg-Regenponcho.
Das Fahren mit einer Draisine ist sehr lustig. Bei einer Fahrraddraisine gibt es zwei Fahrradsitze vorne. Dort wird dann auch getreten. Dahinter ist eine Sitzbank, auf der zwei Personen Platz haben.
Man fährt entlang einer schönen Strecke, muss nur leicht in die Pedale treten und fährt dann mit einem gleichmäßigen Tempo und kann sich während der ganzen Fahrt prima unterhalten und die Landschaft anschauen. Unsere Tochter Alia hat auch sehr gerne vorne gesessen, um in die Pedale zu treten, aber ihre Beine waren noch zu kurz. Der Regen war auch nicht so stark und wir hatten viel Spaß.
Wir hatten keine Erfahrung, wie schnell man mit einer Draisine unterwegs ist und waren dann doch recht schnell in Meisenheim, wo wir unsere Mittagspause machen wollten. Also stellten wir die Draisine am Bahnhof ab und gingen in den malerischen Ort Meisenheim. Meisenheim wurde nie durch Krieg oder andere Katastrophen zerstört und hat sich so seinen historischen Kern bewahrt. Der Ort ist absolut sehenswert. Hier nahmen wir Abschied von Miao und Alia, die von hier aus mit dem Bus zurück nach Lauterecken fuhren.
Fabio und ich schauten uns noch ein wenig die kleine Stadt an. Meisenheim hat auch eine recht große Synagoge. Im Nationalsozialismus wurde sie im Inneren zerstört. Ein Brand, der in der "Reichsprogromnacht" gelegt wurde, wurde von den Nazis selbst wieder gelöscht, da das Feuer auf ein von Nazis bewohntes Nachbargebäude hätte überspringen könnte.
Zahlreiche Stolpersteine in der Stadt zeigen, dass das jüdische Leben in der Stadt komplett zerstört wurde. Fabio ist jetzt 9 Jahre und stellt viele Fragen …
Von Meisenheim ging es dann weiter.
Es tröpfelte, war frisch und windig, aber das störte uns überhaupt nicht. Da wir sehr gut in der Zeit lagen, konnten wir uns auch noch einen Stopp in Rehborn machen, wo direkt an der Strecke das Lokal „Zum Radler“ steht. Hier gönnten wir uns ein warmes Getränk und einen Kuchen. Für die Besitzerin des Lokals war der Orkan Nikola natürlich sehr übel. Die Osterferien sind sonst eine ertragreiche Zeit (das Lokal verleiht auch noch Kanus, mit denen man auf dem Glan paddeln kann). Wir waren an dem Tag aber ganz alleine in dem gemütlichen Lokal und wärmten uns am Ofenfeuer..
Irgendwann werden wir die Draisinentour bei schönem Wetter wiederholen, denn Meisenheim und auch die Landschaft beim Zusammenfluss von Glan und Nahe ist wirklich sehr schön.
Beim 3sinenwirt in Staudernheim konnten wir die Fahrraddraisine abgeben und hatten nur noch eine kleine Wanderung zu unserer Unterkunft in Odernheim. Eigentlich lag die Wohnung in Staudernheim, aber schon auf Odernheimer Gemarkung.
Das ältere Ehepaar war sehr nett und voller Bewunderung für Fabio, dass er bei diesem Wetter so eine Tour gemacht hat.
Es war noch früh und so konnten wir noch die nahegelegene Klosterruine Disibodenberg besuchen.
Der Kuchen vom Nachmittag war so sättigend, dass wir uns anschließend nur noch gemeinsam einen ruhigen Abend machten. An dem Tag gab es ein Länderspiel (Georgien – Deutschland) und da das Spiel in Georgien ausgetragen wurde, war der Anpfiff recht früh und Fabio durfte den müden Kick bis zum Ende anschauen (2:0 für Deutschland).