Von Thallichtenberg nach Offenbach-Hundheim
Wie schon gesagt, hatte ich zu dem Zeitpunkt noch keine richtigen Erfahrungen mit Jugendherbergen. Der Abend im Aufenthaltsraum der Jugendherberge war aber sehr schön. Fabio und ich haben gespielt und erzählt.
Auch das Frühstück war wirklich fürstlich und ideal für unsere weitere Wanderung. Das Wetter war jetzt nicht mehr ganz so gut, aber es gab keinen Regen. Nur wenn der Weg über Wiesen ging, war es unangenehm, weil das Gras nass war. Wandern mit nassen Socken ist einfach nicht sehr schön.
Teilweise haben wir daher die Route kurzfristig geändert. Mit anderen Worten, wir irrten planlos durch die Gegend.
An einigen Stellen war die Landschaft aber auch sehr weit und offen. Endlich mal eine Gelegenheit für Fabio eine Gruppe mit Rehen zu sehen. Der Fluchtweg der Tiere war dort so weit, dass selbst Fabio sie diesmal erblicken konnte. Hinter Mayweilerhof ging es dann relativ schnell rund 200 Höhenmeter bergab ins Tal des Glan.
In Ulmet war dann Zeit für unsere Mittagspause. Es zeigte sich schnell, dass kein Restaurant geöffnet hatte und ohnehin wollte ich nicht jeden Tag teuer Essen gehen. Es gab aber eine Metzgerei (Metzgerei Stoffel) und dort konnte man uns eine Scheibe Fleischkäse im Graubrot (Brötchen waren schon ausverkauft) anbieten. Das machten wir auch und setzten uns zur Mittagspause auf einen kleinen Platz unweit des Glans. Fabio war überhaupt nicht begeistert und vom dürftigen Mittagsessen enttäuscht. Als dann aber ein paar Kinder in unmittelbarer Umgebung spielten, ging es ihm besser. Er stellte seinen Rucksack vor die Füße und sagte somit ganz ohne Wort: „Hey, ich bin jetzt kein kleines Kind mehr – ich bin ein Wanderer, der eine echte Männertour macht!“
Als ich dann mit Fabio noch das Fleischkäsebrot getauscht habe (offensichtlich war mein Fleischkäse besser), war Fabio wieder versöhnt. Außerdem hatten wir noch ein paar Cherrytomaten, die Miao uns eingepackt hatte.
In Ulmet und anderen Orten gab es einige Straßenlaternen, die über und über mit weißem Papier behangen waren. Bis heute habe ich keine Ahnung, was das sollte. Vielleicht meldet sich ja noch jemand, der da eine Ahnung hat.
Die Landschaft entlang des Glans ist sehr schön, auch wenn man deutlich sehen kann, dass viele Orte schon bessere Zeiten hatten. Meine Wanderapp hat aber etwas gegen flache Wege durch Dörfer und schickte uns bald schon wieder über die Berge. Für Fabio war das aber eine tolle Sache, denn hier konnten wir ungehemmt singen. Einigen Fasanen war das aber offensichtlich doch zu viel und sie traten die Flucht an.
Laut Plan hätten wir jetzt 10 km durch ein menschenleeres Gebiet gehabt, aber Singen macht durstig und wir hatten einfach Lust auf Kaffee bzw. Kakao. Also beschlossen wir wieder die Route zu ändern und kamen so nach St. Julian, wo auch schon gleich eine Bäckerei war. Inzwischen hatten wir wieder Sonnenschein und konnten uns auf eine Bank vor die Tür setzen.
Ein Teilchen, ein Kaffee und dann noch Schuhe und Socken ausziehen – das ist eine echte Wellness-Oase auf einer Wanderung.
Insgesamt war der 3. Tag unserer Wanderung aber nicht besonders anstrengend. An das Wandern hatte sich Fabio inzwischen gewöhnt und er konnte die Strecke gut einschätzen. Außerdem war an diesem Tag der Weg nur rund 23 km lang und meistens bergab.
So erreichten wir auch relativ früh unser Tagesziel – das Lokal „Zur Einsamkeit“, das etwas außerhalb von Offenbach-Hundheim liegt. Die Unterkunft ist nicht sonderlich modern, aber im angeschlossenen Restaurant hatten wir uns einen schönen Abend gemacht. Die Besitzer halten auch Wild und haben wir sehr lecker gegessen.
Auch das Frühstück am nächsten Morgen war sehr gut und reichhaltig. Außerdem war der Weg von Offenbach-Hundheim zum Bahnhof Lauterecken ein Klacks.