von St. Wendel - Thallichtenberg
Wir haben in der Nacht prima geschlafen und waren am nächsten Morgen gut gelaunt. Wahrscheinlich waren wir die ersten Gäste am Morgen, die Frühstück hatten. Fabio hat auch frischen Kakao bekommen und wir haben uns gut gestärkt. Dann ging es weiter. Zunächst haben wir uns aber noch ein wenig St. Wendel angeschaut. Hier besuchten wir die Wendalinusbasilika. Fabio war sehr interessiert. Am Morgen war es noch etwas frisch, aber wir hatten gleich einen ganz guten Rhythmus. Fabio wusste jetzt ja auch, wie er eine Tagestour einschätzen musste. Für Fabio war es natürlich faszinierend, dass wir im Laufe des Tages die Landesgrenze des Saarlandes überschreiten. Auch das Ziel des Tages klang spannend, denn wir hatten uns bei der Burg Thallichtenberg angemeldet. Die Wege waren auch sehr abwechslungsreich und führten über Felder und durch Wälder. Ich war ganz erstaunt, denn Fabio war zu dieser Zeit geradezu "wildblind". Ein Reh konnte kurz vor ihm über den Weg laufen und er hat es nicht bemerkt. Inzwischen hat sich das geändert und er hat einen viel besseren Blick und kann sich auch eher in ein Tier hineinversetzen. Damit meine ich das Gefühl, wo ein Tier gerade sein könnte. In diesem Bereich des Saarlandes gibt es deutlich weniger Siedlungen und irgendwann wurde es Zeit für die Mittagspause. Wir waren gerade auf dem sehr schönen Fritz-Wunderlich-Weg. Der Weg ist relativ flach und einfach zu gehen. Bei Fabio ging aber nicht mehr viel, weil er Hunger hatte und unbedingt essen wollte. Da der nächste Ort Oberkirchen war und dies scheinbar der größte Ort weit und breit war, verließen wir den Wanderweg und suchten im Ort nach einem Restaurant. Das war sehr mühsam, denn an einem Sonntag sind viele Dörfer erstaunlich leer. Kein Mensch ist auf der Straße und natürlich hat auch jedes Geschäft geschlossen. Zum Glück haben wir noch eine Kneipe gefunden, die uns den Weg zu einem Speiselokal erklärten. So fanden wir endlich die Bürgerstube in Oberkirchen. Dort gab es den von Fabio herbeigesehnten Burger und ich konnte mein Handy wieder etwas aufladen.
Gestärkt ging es weiter und hinter Schwarzerden kamen wir nach Rheinland-Pfalz. Schwarzerden ist für mich so ein wenig, wie das Ende der Welt. Vor einigen Jahren hatten wir mal eine Fahrt mit der historischen Ostertalbahn gemacht, die in Schwarzerden endete. Dort stand man da ziemlich blöde, denn es gab nicht viel zu sehen und unsere Tochter Alia wollte auch keinen Schritt gehen. Bei Fabio war es jetzt ganz ähnlich. Er war müde und konnte wieder keinen Schritt gehen. Dann fing ich an zu singen und beim Text war Phantasie angesagt. Fabios ehemalige Lehrerin kam dabei nicht ganz so gut weg. Fabio war mit ihr nicht so ganz glücklich und für mich ist es erstaunlich, dass es doch immer wieder Menschen gibt, die Kinder nicht mögen, aber dennoch den Berufswunsch Lehrer haben. Eigentlich ist der Berufswunsch aber "Beamter mit langen Ferien". Schade für alle Kinder, die ja oft topmotiviert eingeschult werden. Das Singen brachte bei Fabio aber wieder die Wende - mit leichtem Fuß und beschwingt gingen wir weiter und die Müdigkeit war schlagartig weg. Fabio bemerkte das erst später und sagte "Ich habe vergessen, müde zu sein!" Nur kurz vor unserem Ziel wurde es kniffelig, denn das letzte Stück war nochmals steil. Aber so ist das eben - Burgen liegen gerne mal auf Bergen. "Übrigens: Das Bergsteigen wird durch die Existenz von Bergen sehr erschwert." so sagte mal Jan Rys und da ist was dran ... Um ehrlich zu sein, hatte ich zu diesem Zeitpunkt keine Erfahrungen mit Jugendherbergen. Natürlich ist eine Jugendherberge eine günstige Alternative zu einem Hotel und eine Jugendherberge in einer Burg, das hat schon was. Am Abend waren wir aber noch in der Burg essen. Für Fabio war das ganz toll, denn in diesem Burgrestaurant waren Bilder von einer Promi-Hochzeit. Schon Miroslav Klose hat hier geheiratet.