Auf Luthers Spuren durch das Gartenreich Wörlitz bis nach Wittenberg
Am Morgen schauten wir uns zuerst das Städtchen Oranienbaum an. Das Städtchen ist schon Teil des Weltkulturerbes "Gartenreich Dessau-Wörlitz". Der Ort ist ein kleines Stück Holland. Oranienbaum ist ein auf geometrischem Grundriss errichtetes Ensemble aus Stadt, Schloss und Park und zudem ein in Deutschland seltenes Beispiel für eine weitgehend niederländisch geprägte Barockanlage. Das Wetter war super und wir gingen zunächst durch den Schlosspark. Man sieht leider überall, dass der Erhalt der Barockanlage die Stadt etwas überfordert. Auch am Ortsrand gab es schon einige abgewirtschaftete Häuser.
Dabei ist der Ort ein echtes Juwel mit viel Potential. Neben dem Schloss gibt es noch eine Pagode und ein Chinesisches Teehaus. In meiner Vorstellung sah ich schon einen chinesischen Investor, der hier eine Representanz aufbaut ...
Am wunderschönen Markt von Oranienbaum sind ausgerechnet die Premiumlagen im Leerstand, was ein trauriges Bild abgibt.
In einer Bäckerei gönnten wir uns dann ein Frühstück. Fabio war ganz entspannt, denn wir hatten ja bereits beschlossen, die Tour etwas abzukürzen und mit dem Bus nach Wörlitz zu fahren.
Der Busfahrer war wirklich froh, dass wir mit ihm mitgefahren sind, denn wir waren die einzigen Fahrgäste. Wir sprachen über unsere Tour und die schöne Gegend. In Wörlitz sind wir direkt in das "Gartenreich" gegangen und konnten uns bei herrlichem Wetter viel anschauen. Ich erzählte Fabio, dass die Synagoge dort in der Reichsprogromnacht von dem Großvater von Didi Hallervorden vor Brandstiftung beschützt wurde. Hans Hallervorden war in dieser Zeit Garteninspektor im Gartenreich Dessau-Wörlitz. Witze von Didi Hallervorden waren dann auch immer wieder Gesprächsstoff auf unserer Wanderung.
Wir nahmen hier die "Amtsfähre" um auf das andere Ufer überzusetzen. Hier sind wir noch länger durch den Park spaziert. Zusammen mit unserem Stadtrundgang durch Oranienbaum kamen so auch einige Kilometer zusammen. Als ich Fabio sagte, wie viele Kilometer wir noch vor uns hatten, wurde er ungeduldig.
Es ging nun entlang der Elbauen - eine sehr schöne Gegend und erstaunlich einsam. Fabio hatte sich in Oranienbaum noch ein paar Bonbons angeboten. Die waren aber keine gute Wahl und er ekelte sich ein wenig davor. Nun bot er an, dass ich am Abend von den Bonbons nehmen sollte, wenn er es im Gegenzug schafft, nicht zu Fluchen. Der Plan ging für ihn nicht auf und so durfte er zur Strafe auch noch ein Bonbon (genannt "Klostein") lutschen. Auf dem weiteren Weg hatten wir großes Glück mit dem Wetter. Es zog zu allen Seiten zu, aber bei uns war es weiterhin freundlich. Erstmals in meinem Leben konnte ich auch einen Biber in freier Wildbahn sehen. Fabio hatte das verpasst, da er sich schon mit seinem MP3-Player abgenabelt hatte.
Irgendwann wurde Fabio auch auf diesem Weg sehr müde. Wir hatten zwar mit dem Bus 7 km gespart, aber es blieben ja noch 24 km und es kam die zusätzlichen Strecken in Oranienbaum und im Gartenreich Wörlitz mit dazu. Wasser und Essen hatten wir aufgebraucht und so schleppte sich Fabio weiter.
Die letzten 4 km ging er sehr widerwillig. Irgendwann kamen wir aber dann doch in Wittenberg an und gingen zur Jugendherberge an der Schlosskirche. Fabio bekam noch ein Eis und ich checkte in der Zwischenzeit ein. Nach einer kurzen Pause nutzen wir das schöne Wetter und gingen in die Stadt. Im "Wittenburger" machten wir es uns gemütlich. Als wir mit dem Essen fertig waren, war es total duster in der Stadt. Das lag daran, dass die Sonne gerade untergegangen war, aber in erster Linie an dem aufziehenden Gewitter. Wir schafften es gerade noch zurück zur Jugendherberge und um uns herum krachte es bereits. In der Jugendherberge spielten wir noch Tischtennis bis wir auch auf diesen Tag den Deckel setzten.