Flieden - Fulda

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Gasthaus „Zum Ochsen“ ging es für uns weiter. In der Nacht hat es gut geregnet, aber nun war das Wetter ganz angenehm. Ab und zu kam an diesem Morgen sogar die Sonne kurz hervor.
So ging es auf der alten Heerstraße in Richtung Fulda. Dieser Weg verläuft parallel zur Landstraße und auch die A66 verläuft ein Stück entlang dieses Weges. Hinzu kommt noch eine Eisenbahnstrecke. Dennoch ist der Weg sehr ruhig und ländlich.
Kurz hinter Flieden war es sogar so ländlich, dass wir die Luft anhalten wollten.
Eine erste Station war der jüdische Friedhof, der etwa auf halber Strecke zwischen Flieden und Neuhof liegt. Ein jüdischer Friedhof ist schon etwas anders, als ein christlicher Friedhof. Dieser Friedhof war wie eine Insel zwischen den Feldern. Da dort die Gräber weitgehend sich selbst überlassen werden, ist dort ein kleiner Wald entstanden und man kann sehen, wie die Natur sich ihren Platz nimmt. Ein schönes Bild für den Kreis des Lebens. Leider ist es wohl heutzutage noch immer notwendig, dass dieser kleine Friedhof von einem hohen Zaun umrandet ist.
Fabio hatte viele Fragen und so gingen wir immer weiter in Richtung Neuhof.
Durch unsere Wanderung hatten wir ganz vergessen, dass heute Ostermontag ist. Ein trauriger Anblick erinnerte uns aber wieder daran, denn im Graben lag ein verendeter Hase. Offensichtlich wurde er auf der Straße angefahren und verendete dann in diesem Graben. Alia hätte bei dem Anblick sicherlich gedacht, dass damit Ostern auch ausfallen muss.
Schließlich erreichten wir Neuhof. Der Ort ist geprägt vom Kalibergbau und die Einwohner identifizieren sich mit ihrer Bergbautradition.
Den 490 Meter hohen Kaliberg darf man nicht einfach besteigen – das wäre aber auch an dem Tag etwas zu viel geworden.
Da wir das Mittagessen ausfallen lassen wollten, gönnten wir uns zumindest in der sehr modernen Bäckerei des Ortes Kaffee und Kuchen.
Dann ging es weiter über die alte Heerstraße durch ein großes Waldgebiet.
Neuhof lag im Mittelalter an der Wegkreuzung der beiden Altstraßen Via Regia (alte Königsstraße oder Reichsstraße von Frankfurt am Main nach Leipzig, auch Alte Heerstraße genannt) und Antsanvia (Handelsstraße von Mainz nach Eisenach, auch Alte Straß genannt).
Der alte Straßenbelag ist an einigen Stellen noch gut sichtbar. Verschiedene Tafeln und Texte erinnern daran, dass Napoleon den Weg x-mal passierte und natürlich war auch Goethe hier ständig zwischen Frankfurt und Leipzig unterwegs.
Wir waren dagegen die ganze Zeit alleine. Um uns herum gab es starken Regen aber wir selbst hatten Glück und bei uns tröpfelte es nur.
Fabio bastelte sich einen neuen Wanderstock und mit dem lief es sich quasi von alleine (zumindest für ein Stück).
Als dann plötzlich das Ende des Waldes kam, hatten wir einen freien Blick auf Fulda.
Gut sichtbar war die ehemalige Propstei St. Johannes. Bis dahin hatten wir aber noch ein Stück Weg durch Harmerz. Auffallend ist hier, dass die Häuser einheitliche Hausschilder mit dem Familiennamen haben. Mir gefiel das – Fabio fand es hässlich …
Einen kleinen Abstecher machten wir auch zu einer privaten Lourdes-Grotte.
Dann war es eigentlich nicht mehr so weit. Wir schauten uns noch die imposante Propstei an und gingen entlang der Fulda-Auen unserem Ziel entgegen. Meine Wander-App leitete uns noch über den Segelflugplatz. Das ist sicherlich keine optimale Route und so stolperten wir über einige Wiesen und Gräben unserem Ziel entgegen.
In der Jugendherberge Fulda gab es ein tolles Abendessen und danach machten wir uns noch einen gemütlichen Spieleabend.